Aus dem Vereinsleben
einige kuriose und lustige Begebenheiten
Auszug aus:
100 Jahre Ortgruppe Tailfingen 1891 – 1991
Wanderungen und Veranstaltungen werden im Albverein geplant und organisiert. Das war schon früher so. Früher, wie heutzutage auch noch, war und ist man sich nie sicher, ob alles immer wie geplant abläuft.
Nach einer Wanderung, war es auch früher üblich zum Schluss oder auch schon zum Mittagessen in einem Gasthaus einzukehren, nach Anstrengung und schweißtreibenden An- und Abstiegen nicht nur die benötigten Kalorien in harter, sondern auch in durstlöschender, flüssiger Form zu sich zu nehmen. Einige „Missgeschicke“ und Begebenheiten, protokolliert von den damaligen Schriftführern, sind nachfolgend teilweise in Auszügen wiedergegeben.
25.09.1949
Wir gelangten auf unserem Marsch zum Amazonenhof, welcher immer ein Anziehungspunkt für die Wanderer ist. Nach einer kurzen Unterhaltung mit den Bewohnern ging es hinüber zur Fohlenweide, wo eine Pause gemacht wurde, damit dem Magen wieder die nötigen Kalorien zugeführt werden konnten. Das kühle Nass hat aber zwei Wanderer länger als die übrigen festgehalten und die haben dann jedenfalls eine Sternwanderung gemacht.
30.04.1950
Frühlingswanderung nach Tübingen, Schloss Roseck
Die ausgeschriebene Wanderung brachte eine große Anzahl Albvereinler auf die Beine. Am Sonntagmorgen fanden sich alle pünktlich am Bahnhof ein, nur einer fehlte noch. Doch wir trauten unseren Augen kaum, denn er kam noch rechtzeitig aber oh weh ohne Zähne und Hosenträger. Unter diesen Umständen war er aber gezwungen, nochmals nach Hause zu gehen und die fehlenden Bestandteile zu holen. Alles war schon auf dem Bahnsteig in Ebingen versammelt, da in letzter Minute brachte ein Auto unseren Eugen. Nun schien alles in bester Ordnung zu sein, man lachte und ward guter Dinge. Der Zug hielt in Lautlingen, diese Gelegenheit benützte Hofwirt-Konrads Eugen und schnürte seine Schuhe unter der offenen Wagentür und schon war unser 4-beiniger Begleiter Waldy draußen. Alles rufen, selbst mein Eingreifen half nichts, allein mit dem Stationsvorsteher blieb er auf dem Bahnsteig, und traurigen Herzens trat er den Heimweg von Lautlingen nach Tailfingen an. (Tatsächlich saß Waldy abends vor der Haustür)……Nach einer Ruhepause, wobei man tief in den Rucksack griff um sich für den Weitermarsch zu stärken, zogen wir der nahen Ortschaft Unterjessingen zu. Daselbst begaben sich einige Wanderer in die Linde, die anderen blieben unter der Dorflinde und zogen dann weiter – ohne uns – Schloss Roseck zu. Die Durstigen aber machten sich nach kurzer Rast wieder auf die Beine und ließen Schloss Roseck links liegen um Schloss Hohen Entringen einen längeren Besuch abzustatten. Dort vereinigte man sich wieder, aber VM Haller fehlte, der saß auf Schloss Roseck und wollte uns dort erwarten, um alle sicher nach Hohen Entringen zu führen, nun waren wir aber schon da. Was nun tun? So machte sich Kamerad Kehl auf den Weg, um den verwaisten VM zu holen und beide waren nach kurzer Zeit wieder in unserer Mitte. Im alten Rittersaal schmeckte das Essen prima, doch wir waren noch nicht am Ziel und so wurde, nachdem sich alles gestärkt hatte, zum Aufbruch geblasen. Allerdings musste Kamerad Haller kurz vor Abgang die Feststellung machen, dass sein Stock sich nicht im Rucksack befand, dieser war noch auf Schloss Roseck, also zurück und den Stock holen.
5.-6.08.1950
Radwanderung zum Roßberg – auf der Heimfahrt
…….der Magen bekam nun auch seinen Teil, denn wer gut schmiert, der gut fährt. Kurz vor der Weiterfahrt musste der erste Reifen montiert werden, doch dieses Geschäft war bald behoben und nun aber weiter, aber oh je, beim Fahrradpark stand E.W. und suchte seinen Motorroller, den Kopf tief gesenkt, aus, vorbei, jetzt muss ich heimlaufen. Dank der groß eingesetzten Suchaktion fand sich der Motorroller wieder (Marke Puma) aber an einem anderen Platz. Nun schien alles in bester Ordnung zu sein und in froher Fahrt gings weiter Empfingen entgegen, aber kurz davor ging wieder, diesmal einer Dame die Luft aus dem Hinterrad, also wieder montieren, aber immer waren es die gleichen Monteure. Hier möchte ich den Radwanderern einen kleinen Rat geben, in Zukunft etwas ATA mitzunehmen zum Waschen der Hände, auch ein starker Zwirn wäre angebracht, für Lederhosen.
24.12.1950
Skiwanderung am Heiligen Abend zum Nägelehaus
……. am Trauf entlang zu fahren hatte keinen Zweck, da der Nebel immer dichter wurde……. Nach kurzer Pause zogen wir weiter, ließen aber das Zellerhorn rechts liegen und strebten dem Zollersteighof zu, wo uns ein reichliches Mittagessen erwartete. Nach einer längeren Verdauungspause wurden die Ski wieder angeschnallt um über Blasenberg, Stich der Heimat zuzuwandern, damit man rechtzeitig zu der Weihnachtsbescherung zu Hause war. Doch der Nebel hat dies alles zunichtegemacht. Kreuz und quer fuhren wir durch den Wald so ungefähr etwa eine Stunde und da hörten wir auf einmal ein Kind rufen „Mutter guck au gschwend raus“ das war das Signal zu neuem Mut. Aber wer beschreibt unser Erstaunen als der Zollersteighof wieder vor uns lag. Nun wurde der Feldeinwärts Fahrerei ein Ende gemacht und wir blieben auf der Straße bis nach Onstmettingen. Wenn auch schon im Nebel heimgefahren wurde, so waren doch alle Teilnehmer restlos befriedigt.
27.05.1951
Wanderung zum Bittelschießer Täle
Blumenbestimmung…… viele Blumen grüßten überall am Weg und am Bahndamm, den wir für kurze Zeit als Weg benutzten, an diesem stand eine ganz seltene Blume, doch Wanderkamerad Wahl erkannte diese sofort als „Eisabahnia blanka“……….
16. u. 17.08.1952
Omnibusfahrt Schweiz – Österreich
……… um zum Gipfelkreuz zu gelangen, musste noch ein schmaler Felsenpfad begangen werden und da passierte es dem Emilie, dass sich der Laufstock selbständig machte und in den Schutt Kar hinunterrutschte. Unter Lachen kamen nun die Worte, oh je, wie der da na juckt, jetzt ischder he und ist doch meim Ma sei Sonntigsstock. Doch ein beherzter fand sich und holte den Ausreißer zurück. Kommentar am Schluss dieses Berichtes lautet! Auf solchen größeren Touren ist es gut, wenn immer einige Handwerker dabei sind. Dies hat sich bewiesen, als ein Bett entzweiging und gleich einer zur Stelle war mit einer Wäscheleine, so dass der Sattler alles wieder in Ordnung bringen konnte.
02. Januar 1953
Kleine Skiwanderung
Nach dem Mittagessen gings los hinauf auf die Höhe zum Schloss und dann die erste leichte Abfahrt brachte schon einige Heiterkeit. Aber es kommt noch besser, die nächste Fahrt durch den Wald, oh je, ein Skihäschen wollte die Bretter abschnallen, na das gibt’s doch nicht. Ich habe mich des Häschens angenommen und Arm in Arm gings dahin bis im Auslauf doch noch eine Badewanne gemacht wurde. Der Weg war derselbe, den wir Tage zuvor gewandert waren, nur, dass wir dem Waldheim zustrebten. Herrlich war es so ganz allein über die verschneiten Fluren zu gleiten, durch den mit Raureif behangenen Hochwald, – aber selbst Skikanonen möchten auch mal ein wenig ausruhen, deshalb wurde das Waldheim aufgesucht. Bei einem einzelnen Herrn nahmen wir Platz und bald war eine gemütliche Unterhaltung im Gang. Bei Einbruch der Dunkelheit brachen wir auf, um rechtzeitig wieder zu Hause zu sein. Der ganze Aufenthalt auf dem Waldheim hat uns nichts gekostet, da der freundliche Herr auch unsere Rechnung beglichen hat. So ein Glück. Etwas müde waren unsere Skihäschen, als wir uns am Bahnhof trennten aber herrlich schön war dieser Tag.
12.Februar 2005
Eine Wanderung im Winter: 1000 kg Albverein
Am Samstag den 12. Februar des Jahres 2005 war ein ganz mieses Wetter. Widerwärtig
tappte ich durch die Stube und meinte, so würde man nicht mal einen Hund rausjagen.
Am nächsten Tag den Sonntag war das Wetter noch misrabler. Aber da Wanderung mit
dem Albverein angesagt war, gab es kein Wenn und Aber und wir machten uns auf den Weg. Mit einigen Unentwegten fuhren wir nach Balingen zum Parkplatz am Bahnhof.
Die Tour ging durch Balingen nach Endingen und Erzingen und das Wetter wurde immer schlechter. Als wir auf die Anhöhe zum Bronnhaupter Hof stiegen, erschien über Dottern-
hausen eine hohe dunkle Wand. Das Zementwerk mit den rauchenden Schornsteinen grau in grau mit den Wolken sorgte für eine apokalyptiche Stimmung. Und plötzlich, so schnell konnte man gar nicht gucken, war Dotternhausen hinter der dunklen Wand verschwunden.
Nachdem wir den Bronnhaupter Hof passierten, wurde es noch schlimmer. Es kam ein
Sturm auf, der Schnee peitschte waagrecht in unsere Gesichter, und wir sahen fast nichts mehr. Wir versteckten uns hinter einer Baumreihe mit Büschen. Aber lange hielten wir das nicht aus und flüchteten zu einer Scheune de Bronnhaupter Hofs. Die Scheune war ringsum geschlossen, aber Traude fand eine kleine Tür die sich öffnen ließ. Wir stellten fest, dass es eine sehr große Scheune war, welche als Stellplatz für landwirtschaftliche Maschinen und als Heulager diente.
Es war ein krasser Unterschied zum Wintergewitter draußen. Vögel zwitscherten, weil sie froh waren, Schutz gefunden zu haben. und uns ging es plötzlich gut, denn es gab Schnaps, heißen Tee und Schokolade. Ich entdekte eine funktionsfähige Heuwaage auf der wir alle zusammen Platz nahmen. Die Waage zeigte eine to und 20 kg an. Aber da noch einige Seile drauf lagen, stellte Johannes aufgrund seiner Größe und aufgrund seiner Autorität das Gewicht mit 1 to und 10 kg fest. Weil aber ich noch mit einer halben Kanne Tee da stand, der Valentin noch mindestens 1 kg Schokolade in der Tasche hatte, und die Else noch die halbgefüllte Flasche Schnaps in der Hand hielt, müsste man wohl eher von knapp 1 to Nettogewicht Albverein ausgehen, wenn man dazu noch die ganzen Klamotten und Schuhe berücksichtigt.
Das Wetter beruhigte sich und die to Albverein verließ die schützende Scheune. Der Neuschnee unter den Füßen wirkte wie weicher Sand und es ging durch den Balinger Stadtwald, wo ca. 600 kg Albverein die Seilbahn des Kinderspielplatzes ausprobierten.
Natürlich nicht auf einmal, denn je nachdem wie lang, wie breit und wie dick ein Albvereinler war, hingen jeweils 55 kg oder auch 100 kg am Seil.
Die restlichen 400 kg genossen die Aussicht, welche bei der klaren Nachgewitter-stimmung sich bot. Hundsrück und der Hohenzoller waren oben in den Wolken, aber die Sicht auf Balingen war einmalig, weil der frisch gefallene Schnee für eine ganz besondere Stimmung sorgte.
Weiter ging es durch den Wald, wo sich 250 kg Albverein absetzten, und die Diretissima in Richtung Bahnhof nahmen. Wer das war und wie viele, wird nicht verraten, aber es waren ausschließlich Frauen.
Am Parkplatz trafen sich die 750 kg Albverein mit den 250 kg Albverein und jedes kg Albverien war sich einig, wieder einen schönen Wandertag erlebt zu haben.
Tailfingen im Februar 2005
Walter Buschbacher